2009-11-27
Die Starke und wohlhabende Ära – China, 2013《盛世—中國,2013年》
Buchvorstellung: Die Starke und wohlhabende Ära – China, 2013
中文版chinesische Version
Neulich wurde ein Buch namens “Die Starke und wohlhabende Ära – China, 2013” in Hongkong herausgegeben. Der Autor heißt Guanzhong Chen (陳冠中). Er ist seit zehn Jahren aus Hongkong ausgewandert und lebt seitdem in Peking. (Die Inhaltserzählung über das Buch stammt aus dem Hongkonger „Asian Newsweek (亞洲周刊)“ vom 22.11.2009).
In dem Buch handelt es sich um einen Taiwanesen namens ‚Alter Chen’. Er lebt seit langer Zeit in Peking und hat eine Wohnung gekauft. Er verspürt keine Sorgen im Leben, er fühlt sich einfach zufrieden. „Es gibt keine Qual mehr in China“. Jeder Tag ist ein schöner Tag. ‚Alter Chen’ findet, dass ‚das augenblickliche China’ ganz toll ist“. ‚Alte Chen’ meint: „Denke bloß nicht, dass ich blind das Land China lobe. Sicherlich weiß ich über viele Probleme in diesem Land. Aber überleg dir mal, wie die weit entwickelten kapitalistischen Länder, ganz vorne die USA, diese Selbstzerstörung initiiert haben. Kaum konnte sich die Wirtschaft wenige Jahre nach dem Finanz-Tsunami 2008 erholen, fielen diese Länder wieder in eine Krise. Bis heute haben sie sich davon nicht entspannen können. Nur China allein blieb davon verschont. Diese Tatsache hat nicht nur die internationalen Spielregeln neu geschrieben, sie widerspricht sogar der westlichen Ökonomie. Noch wichtiger ist es, dass es in China keine sozialen Unruhen gibt, im Gegenteil, die Gesellschaft ist sogar harmonischer denn je. Darüber kann man nur staunen, es ist einfach großartig.“ ‚Alter Chen’ wurde in Hongkong geboren, ging dort zur Schule. Nach dem Grundschulabschluss folgte er seinen Eltern nach Taiwan. Er behauptet, er sei heute eine bekannte Person im Kulturleben Taiwans. Bei zwei zufälligen Anlässen traf ‚Alter Chen’ in China zwei alte Freunde wieder: Caodi Fang und ‚Kleine Xi’, die er beide lange nicht gesehen hatte. Beide wirken auf ihn im neuen China sehr altmodisch.
Bei dem Treffen erzählt Caodi Fang den ‚Alten Chen’ ein Geheimnis. Das Geheimnis hat den folgenden Inhalt. Nachdem in der Wirtschaft ein Chaos ausbrach und bevor die Volkstageszeitung den Beginn der ‚China-Ära’ offiziell ankündigte, sind die Tage eines Monats verschwunden. Alle Ereignisse wie Unruhe, Hamsterkäufe von Lebensmitteln, der Militäreinmarsch in die Hauptstadt, Schlägereien von Polizisten, Impfungen gegen die weit verbreitete Schweinegrippe… alles wurde vergessen! Genau alle Ereignisse in dem einen Monat haben die Menschen vergessen. Caodi Fang will die Wahrheit herausfinden, um zu beweisen, dass der eine Monat in der Tat existiert hat. Zwei Jahre reiste er durch China, um Menschen zu finden, die sich an diesen Monat erinnern konnten. Aber er fand nur einen jungen Mann, Dou Zhang, der Gitarre spielt und Katzen und Hunde züchtet. Außer ihm erinnert sich niemand mehr was in dem Monat passierte. Keiner interessiert sich für Caodi Fangs großen Eifer. Zwei Jahre nach Beginn der ‚China-Ära’, empfindet Dou Zhang den Zustand als sehr merkwürdig. Jeder Mann, dem er begegnet, ist glücklich. Sehr selten hört er was Unglückliches. Er stellt fest, dass alle Menschen etwas bizarr geworden sind. Aber er weiß nicht weshalb, deshalb tut er auch so, als ob er glücklich wäre.
‚Kleine Xi’ ist eine liberale Intellektuelle geprägt von dem Ereignis ‚89/64’ aus dem letzten Jahrhundert und betreibt eine Salon. Damals in den 90er Jahren war sie immer mit vielen Dissidenten und Ausländern unterwegs. Und jetzt sind alle diese Leute verschwunden. ‚Alter Chen’ war einmal heimlich in die ‚Kleine Xi’ verliebt. Zurzeit befindet sie sich in einer gefährlichen Situation und muss wegen polizeilicher Überwachung ständig den Wohnsitz wechseln. Sie sagt: „Früher haben meine Freunde gerne über die Politik diskutiert und die Regierung kritisiert. Deshalb fühle ich mich unwohl in der heutigen Zeit. Plötzlich in diesen zwei Jahren, genau nach dem offiziellen Beginn der sogenannten ‚China-Ära’, kritisiert keiner mehr die Regierung und jeder ist zufrieden mit dem Leben. Ich weiß nicht, wie dieser Wandel zustande gekommen ist. Es gibt eine große Lücke in meinem Gedächtnis, weil ich eine zeitlang in eine Psychiatrie eingeliefert wurde und durch viele Medikamente sehr vergesslich geworden bin. Ich kann mich an viele Dinge davor und danach gar nicht mehr erinnern. Wenn ich mit den Leuten über die Dinge rede, insbesondere über ‚89/64’, wollen sie gar nicht mit mir darüber sprechen. Sogar zeigen sie mir ein gedächtnisloses Gesicht. Was die Kulturrevolution anbelangt, erinnern sie sich auch nur an die witzigen Erlebnisse während dieser Zeit. Zu spüren ist bloß nur die romantische Vergangenheit in der Zeit ihrer Pubertät und von Bitterkeit ist keine Rede mehr. Manche Erinnerungen sind fast so, als seien sie in ein tiefes schwarzes Loch gefallen und kommen nie mehr wieder hoch. Ich verstehe es nicht, haben sie sich verändert? Oder habe ich eine Makel?“ Alle Leute lachen und jubeln in dieser ‚China-Ära’. ‚Kleine Xi’ fühlt sich überhaupt nicht wohl. Sie diskutiert den ganzen Tag heftig mit den anderen im Internet darüber unter verschiedenen Kunstnamen. Sie verhält sich so, als ob sie verrückt geworden wäre. Sie sagt, ich möchte lediglich allen Leuten mitteilen: „Vergesse nicht, dass die kommunistische Partei nicht so großartig, ehrenwürdig, korrekt ist wie sie selbst verkündet. Die Menschen, die ich in diesen zwei Jahren getroffen habe, enttäuschen mich sehr, wir teilen nicht mehr dieselben Gedanken.“
Der Autor Guanzhong Chen hat einen Zustand der Chinesen vom Jahr 2013 beschrieben, in dem sich eine ‚kollektive Gehirnschädigung’ darstellt. Zwar ist der Roman eine Fabel, aber die Fabel der Zukunft ist nur auf die künftigen 3 Jahre gelegt. Deshalb können wir durch diese Fabel sagen, man wisse über Morgen nach der Beobachtung von Heute. Hinsichtlich der heutigen chinesischen Gesellschaft ist die Fabel recht aktuell.
Die Figuren, die der Autor beschreibt, sind alle ‚Opfer’. Diese offensichtlich erpressten ‚Opfer’ jubeln und behaupten ihr Glück. Sie verweigern sich zu erinnern. Sie verweigern nachzudenken. In dem fernöstlichen Konfuzianismus kann ein Mensch nur Mensch sein, weil er denken kann und denken will; wie z.B. Nur lernen und nicht denken, wird man verwirrt; nur denken und nicht lernen wird man rastlos. (學而不思則罔,思而不學則殆); oder auch Ohne Lernen fehlt einem die Handlungsfähigkeit, ohne Denken bringt einem Erfolglosigkeit (弗學何以行?弗思何以得?). In der westlichen Welt gibt es eine ähnliche Erkenntnis von dem französischen Philosophen Descartes ‚Ich denke, also bin ich’. Alle diese Weisheiten legen fest, was zu einem Menschen gehört. Wenn wir diese Werte als Maßstab nehmen dürfen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass jedes Opfer dieser kollektiven Masse nicht sein eigener Herr sein kann. Denn das bejubelte Glücksgefühl kommt nicht von Innen und wird auch nicht durch eigene Kraft erworben. Das Glücksgefühl wird von Außen gegeben, man sieht es und hört es aber spürt es nicht.
Jetzt muss ich an Herta Müller, die in Rumänien geborene Nobelpreisträgerin für Literatur dieses Jahres, denken. Die Schwedische Akademie in Stockholm lobt, dass Herta Müller "mittels der Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit" zeichne. Meines Achtens hat der Nobelpreis die Werte in Herta Müllers Literaturwerken bestätigt:
Die Würde des Menschen, Verweigern des Vergessens!
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