2019-03-04

Yu Ying-shih | Teil 4: Ansichten über das Leben und den Tod 從價值系統看中國文化的現代意義:對生死的看法

Yu Ying-shih | 1. Kapitel:  Eine Perspektive auf die moderne chinesische Kultur in Hinblick auf das Wertesystem: Teil 4: Ansichten über das Leben und den Tod 余英時  |  第一篇:從價值系統看中國文化的現代意義 四、對生死的看法

Buchtitel: Das Wertesystem der Intellektuellen und der chinesischen Kultur 書名:知識人與中國文化的價值



Abschließend möchte ich kurz darauf eingehen, wie in China über das Leben und den Tod nachgedacht wird. Diese Thematik spielt in der chinesischen Kultur, ebenso wie in jeder anderen Zivilisation, eine zentrale Rolle. Hinsichtlich der Frage nach dem Leben und dem Tod gibt es zwar große Meinungsunterschiede – zwischen allgemeinen Annahmen und  intellektuellen Ansichten findet man jedoch auch viele Gemeinsamkeiten.

Grundsätzlich entsprechen in China die allgemeinen Ansichten über das Leben und den Tod dem Sprichwort: „Die Menschen, der Himmel und die Erde sind alle eins.“  Der Glaube an unsterbliche Seelen kam jedoch erst mit dem Buddhismus nach China. In der Antike Chinas glaubte man stattdessen an den Dualismus der Seele, der mit den zwei chinesischen Begriffen „Hun“ und „Po“ zum Ausdruck gebracht wird und jeweils den Himmel und die Erde symbolisiert. Die “Hun”-Seele stammt aus dem Himmel und hat die positive Eigenschaft „Yang“. Im Gegensatz stammt die “Po”-Seele aus der Erde und hat die negative Eigenschaft „Yin“. Die “Hun”-Seele ist zuständig für die geistige Wahrnehmung und die “Po”-Seele für den leiblichen Körper eines Menschen. Die Vereinigung beider Seelen bedeutet Leben, die Trennung bedeutet Tod. Dieser Dualismus der Seele gilt unter den Weltkulturen als Alleinstellungsmerkmal.  Eine wichtige Eigenschaft der “Hun”- und “Po”-Seelen ist, dass sie sich nach dem Tod trennen: die “Hun”-Seele steigt in den Himmel auf und die “Po”-Seele sinkt hinab in die Erde. Die archäologische Entdeckung aus der Mawangdui-Grabstätte in Changsha lieferte erst vor kurzem eindeutige Hinweise auf diese Unterscheidung zwischen “Hun”- und “Po”-Seelen. Insbesondere sind die Ausgrabungen der Seidenbilder und dem auf Bambus-Täfelchen geschriebenen „Inventarbuch“ der beste Beweis (siehe auch »Die Entwicklung der Weltanschauung über das Leben nach dem Tod in der Antike Chinas«, Yu Ying-Shih). Aber beide Seelen kehren letztlich wieder zurück in das Qi des Himmels und der Erde und werden zudem als nicht ewig existierende Elemente angesehen. Der Opferritus seit der Zhou-Dynastie beinhaltet Regeln wie zum Beispiel die sieben Tempel des himmlischen Sohnes, die fünf Tempel des feudalistischen Kaisers und das Opferritual für die Klasse der Gelehrten-Beamten und der gewöhnlichen Bürger, die ihnen lediglich gestattete, ihre Vorfahren zu gedenken. Dahinter verbirgt sich die Annahme, dass sich die Seelen der Vorfahren nach einer langen Zeit in Qi verwandeln und somit die Opfergaben empfangen können. Zichan, der Minister des Zheng-Staates während der Frühlings- und Herbstperiode, vertrat in Bezug auf die “Hun”- und “Po”-Seelen ähnliche Theorien.  Somit existierten zwar auch in der Antike Chinas der Glaube an den göttlichen Himmel und die dämonische Hölle, die aber noch unvollkommen waren. Am wichtigsten blieb nach wie vor die irdische Lebenswelt des Menschen. Selbst der göttliche Himmel und die dämonische Hölle gelten als Erweiterung der menschlichen Welt. Kurzum stehen die Welten vor und nach dem Tod in einer sehr engen Beziehung. Nachdem der Buddhismus aus dem Osten nach China kam, verbreiteten sich diese Vorstellungen über Himmel und Hölle noch stärker und offensichtlicher. Der Glaube an die Reinkarnation impliziert die Hoffnung, dass ein Mensch nach dem Tod wieder zurückkehren kann. Dies ist ein wichtiger Schlüsselfaktor für die Tatsache, dass die chinesische Gesellschaft den Glauben nach dem Tod leicht akzeptierten. Unter dem Einfluss der Modernisierung ist zwar der Glaube an das Leben nach dem Tod nicht ganz verschwunden, jedoch verliert er zweifellos allmählich an Einfluss. Deshalb widmen wir unsere Aufmerksamkeit weniger diesen modernen Entwicklungen sondern werfen vielmehr einen tieferen Blick darauf, was die Klasse der chinesischen Intellektuellen über das Leben und den Tod denkt.

Ein bekanntes Sprichwort von Konfuzius lautet: „Wie kann man den Tod verstehen, ohne das Leben verstanden zu haben? Wie kann man den Geistern dienen, ohne den Menschen ausreichend gedient zu haben?“
Diese Ansichten wurden von einigen westlichen Akademikern (z.B. Jacques Choron) falsch interpretiert, indem sie annahmen, dass man vor Problemen ausweichen solle. Eigentlich meinte Konfuzius genau das Gegenteil: statt auszuweichen soll man offen mit dem Problem des Todes umgehen. Was nach dem Tod kommt bleibt bis heute ungewiss. Sicher ist jedoch, dass mit dem Leben auch der Tod einhergeht, und der Tod das Leben vollendet. Konfuzius plädiert für ein positives Handeln im Sinne des Lebens, um die Ängste vor dem Tod vorzubeugen. Die Weltanschauung ähnelt in der Tat jener Heideggers. Nicht nur Konfuzius ist der Auffassung, auch Zhuangzi mit der Haltung: „Die Sache mit dem Leben und dem Tod in ihrer Eigenheit gleicht allen universellen Wesen.“ Zudem sagte er: „Diejenigen, die mit dem Leben gut umgehen, sorgen gleichzeitig für einen guten Umgang mit dem Tod.“ Außerdem veranschaulicht Zhuangzi das Leben und den Tod anhand der Metapher des Sammelns und Verstreuens von Qi. Dies entspricht eben jener Theorie über die Bindung und die Trennung der “Hun”- und “Po”-Seelen und gilt auch als wichtige Grundlage seiner Ansichten: „Die Menschen, der Himmel und die Erde sind alle eins.“ Nach der herausfordernden Auseinandersetzung mit dem Buddhismus kehrten die Konfuzianer der Song-Dynastie bezüglich ihrer Ansichten über Leben und Tod wieder zurück zur Hauptrichtung der chinesischen Philosophie. Auch der chinesische Philosoph Zhang Zai aus der Zeit der Nördlichen Song-Dynastie betonte: „Das Leben ist die Bindung des Qi und der Tod ist die Trennung des Qi.“ Damit hat er auch Zhuangzis Ansichten übernommen. Aus der Perspektive des „kleinen Ichs“ (Individuum) sind die Sorgen um den Tod überflüssig, weil der eigene Körper als Ausgangspunkt sowohl für die Bindung als auch für die Trennung des Qi verstanden wird. Aus der Perspektive des „Großen Ichs“ befinden sich sowohl das Universum als auch die Menschheit ohnehin in einem ewigen und endlosen Kreislauf, sodass der Tod dadurch überhaupt keine Rolle mehr spielt. Zhu Xi, der bedeutende Konfuzianer Chinas aus der Zeit der Song-Dynastie, glaubte daran, dass der Buddhismus die Menschen durch die Theorie vom Leben und Tod verängstigen sollte. Dies sei der Grund dafür, dass der Buddhismus für eine lange Zeit in China an Popularität gewonnen hatte. Letztendlich geht es darum, dass man sich von egoistischen Gedanken befreit und weniger Wert auf den Körper des „Kleinen Ichs“ legt. So haben wir eine Chance, die Angst vor dem Tod zu besiegen.

Die chinesischen Philosophen achten grundsätzlich wenig auf den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Zu nennen sind beispielsweise „die Theorie des Leibes und der Seele形神“ von Huan Tan, „die Theorie der Nicht-Existenz von Dämonen無鬼論“ von Wang Chong und „die Geistes-Sterblichkeit神滅論“ von Fan Zhen, die alle einen guten Ruf genießen. Bemerkenswert an der chinesischen Philosophie ist, dass der Mensch, ohne die Abhängigkeit von unsterblichen Seelen, das Leben aktiv gestalten kann. Die verdienstvollen Taten, das Praktizieren der Tugend und das Weitergeben der Worte sind die drei unsterblichen Überzeugungen, die aus dem alten China weitergegeben wurden. Sie sind auch der Garant der Unsterblichkeit für die Chinesen. Dieser Glaube bleibt bis heute fest verankert im Herzen vieler Chinesen. Daher zögern wir nicht zu behaupten, dass dies als jene Religion gelten kann, die der modernen Lebenswirklichkeit besonders angemessen erscheint. Hu Shi, gilt als einer der tatkräftigsten Befürworter der Wissenschaft und schrieb einen Artikel mit dem Titel: „Die Unsterblichkeit – meine Religion“. In diesem Artikel handelt es sich um eine moderne Perspektive auf die Unsterblichkeitstheorie innerhalb der chinesischen Tradition. Entsprechend der chinesischen Ansichten über Leben und Tod kann jeder mutig dem Tod des „Kleinen Ichs“ entgegensehen, sich dennoch aktiv mit dem Menschsein auseinandersetzen und im Leben produktiv arbeiten. Solange man am Leben ist sollte man seinen Pflichten nachkommen. Wenn der Mensch stirbt, breitet sich sein Qi aus und kehrt ohne Bedauern in den Himmel und auf die Erde zurück. Diese Ansicht entspricht exakt dem Sprichwort: „Diejenigen, die mit dem Leben gut umgehen, sorgen gleichzeitig für einen guten Umgang mit dem Tod.“ In einer der Schriften von Zhang Zai mit dem Titel „Xi Min 西銘“ bringt es auf den Punkt: „Wenn wir am Leben sind, so handeln wir dem Willen des Himmels entsprechend; wenn wir sterben, so ruhen wir in dem Tod.“

Im obigen Textabschnitt habe ich versucht, Auswege für die chinesische Kultur zu finden, um ausgehend vom Kern des Wertesystems einen Übergang in das moderne Zeitalter zu ermöglichen. Ich hoffe, dass die facettenreichen Auswege das Hauptthema dieses Artikels zu Beginn erklären können. Das heißt, dass die chinesische Kultur und das moderne Leben keine zwei antagonistischen Entitäten sind. In der Realität existiert kein abstraktes modernes Leben, sondern nur das moderne Leben des jeweiligen Volkes. Das moderne Leben der Chinesen repräsentiert die konkrete Gestalt der chinesischen Kultur in ihrer gegenwärtigen Phase. Diese Kultur erlebte einen außergewöhnlich starken Wandel im modernen Zeitalter. Der Zusammenstoß mit der modernen westlichen Kultur ist die grundlegende Ursache für diesen Wandel. Diese Geschichte haben wir alle mit eigenen Augen gesehen. Hat dieser heftige Wandel das fundamentale Wertesystem der chinesischen Kultur gänzlich zerstört? Diese Frage kann hinsichtlich zwei verschiedener Aspekte beantwortet werden. Aus der Perspektive des Individuums schließt ein Teil der Intellektuellen - besonders diejenigen, die unter großer Einflussnahme der westlichen Kultur stehen - tatsächlich die Hauptelemente des chinesischen Wertesystems aus ihrem Bewusstsein aus. Auch wenn es sich nur um eine Minderheit handelt, stellen wir bei genauerer Beobachtung fest, dass sie sich jedoch in ihrem unbewussten Verhalten nicht wirklich von den Geistern der traditionellen Werte befreien können. Wenn wir die gesamte chinesische Bevölkerung betrachten, glaube ich, haben uns die chinesischen Grundwerte nicht ganz verlassen. Diese Werte existieren nur in einem verschwommenen, allgemeinen Zustand. Chinesen lassen sich im Allgemeinen unbewusst durch ein chinesisches Wertesystem leiten, gerade in Bezug auf die Umgangsformen: sowohl in zwischenmenschlichen Begegnungen wie auch im Umgang mit alltäglichen Gegenständen. Dies ist eine empirische Annahme und lässt sich durch die empirische Forschung beantworten. Meine Behauptung basiert eher auf einer intuitiven Beobachtung. Einfach gesagt, lässt sich ein kultureller Wandel in viele Stufen unterteilen. Zuallererst gibt es die materielle Stufe, als Nächstes die Stufe eines Systems, anschließend die Stufe der Sitten und Gebräuche und zum Schluss die Stufe des Denkens und der Werte. Im Allgemeinen ist eine materielle und spürbare Veränderung leicht zu erkennen. Schwierig wird es sein, die unsichtbare und geistige Veränderung zu erkennen. Der Wandel aller modernen Weltkulturen betrifft das gleiche Phänomen. China ist hier keine Ausnahme. China hat sich an der oberflächlichen Ebene enorm verändert. Aus der Perspektive der Technologie, der Systeme und sogar ein Teil der Sitten und Gebräuche zeigen sich interessante Veränderungen im Vergleich zu jenen vor hundert Jahren. Aber es gibt keine grundsätzlichen Veränderungen was die geistigen Werte anbelangt. Die alte Gestalt kann auch nicht voll und ganz verloren gegangen sein. Aufgrund der Meinungsverschiedenheiten und Verwirrungen ließen sich die Grundwerte der chinesischen Kultur nicht systematisch aufarbeiten. Das imperialistische Trauma der chinesischen Bevölkerung überdeckt jegliche rationalen Überlegungen: Entweder versucht man die „chinesischen Traditionen“ anhand „westlicher Kulturen“ zu besiegen, oder man leistet Widerstand mittels „chinesischen Traditionen“ gegen die „westlichen Kulturen“. Es ist nicht so, dass es keine vernünftigen, rationalen und toleranten Intellektuellen im chinesischen akademischen Kreis gegeben hat. Leider waren deren Stimmen schwach und leise und ließen sich unter den lauten Schreien nicht mehr hören. Deshalb existieren zwar die chinesischen Werte, die sich aber in einem Zustand des „unbewussten Alltagsgebrauchs“ befinden. Ein Wertesystem kann ohne bewusste Introspektion und Bewertung mit der aktuellen Zeit Schritt halten und dadurch moderne Bedeutung wie auch innovative Kraft bekommen. Seit der Religions- und Wissenschaftsrevolution des Westens bekommen die beiden Begriffe des „Gottes“ und der „Rationalität“ der höchsten Werte neue Entwicklung durch ein neues Verständnis. Sie konnten somit eine neue Welt eröffnen. Fleiß und Geschäftsgründungen wurden als „Gottes Ruf“ verstanden. Dies führte zum Aufstieg des kapitalistischen Geistes. Akademische Bemühungen wurden als christliche Pflichten (Scholarship as a Christian calling) angesehen. Auch dies führte zur Weiterentwicklung der humanistischen Entwicklung und Forschung. Das von „Gott“ erschaffene Universum ist eine Welt mit Regeln und Ordnungen. Und die Pflichten der Menschen sind, diese mittels „Rationalität“ zu entdecken. Diese Grundüberzeugung wird seit moderner Zeit von vielen großen Wissenschaftlern wie zum Beispiel von Newton bis Einstein akzeptiert. Einstein verstand den „Gott“ als die „Verkörperung der Rationalität in der Natur“. Daher verweigerte er lebenslang die „ungewissen Prinzipien“ der Quantenmechanik. Die Werte der Freiheit, Menschenrechte, Toleranz und Gerechtigkeit im politischen und gesellschaftlichen Bereich gewinnen an wahrer Bedeutung, weil sie mit „Gott“ und „Rationalität“ in Verbindung gebracht werden. Das nach außen gerichtete und transzendierende Wertesystem des Westens wurde nicht durch die Modernisierung untergraben. Im Gegenteil ist es dadurch zu einer wichtigen geistigen Quelle geworden. Wie bereits erwähnt befindet sich das westliche Wertesystem heutzutage am Ende der Modernisierung in schwerer Krise, aber der Westen hat gleichzeitig mit der Suche nach den Ursachen der Krise und nach den Lösungswegen begonnen. Ob der Westen aus der Krise herauskommen wird, wissen wir jetzt noch nicht. Sicher ist, dass die neuen Introspektionen und Bewertungen der nächsten Phase für den Westen einen neuen Startpunkt bedeuten können.

Eine der Schwierigkeiten in Bezug auf die chinesische Modernisierung liegt in der Verwirrung innerhalb unterschiedlicher Wertevorstellungen. Insbesondere liegt die Quelle der Verwirrungen darin, dass die traditionelle Kultur und das moderne Leben im Allgemeinen als zwei gegensätzliche Seiten betrachtet werden. Es ist ein relativ häufiges Phänomen sowohl unter den Konservativen wie auch unter den Radikalen, dass man die „Modernisierung“ mit der „Verwestlichung“ gleichsetzt. Dies lässt sich im Konkreten auf mangelnde Grundkenntnis der kulturellen Probleme zurückführen. Die Radikalen des Pro-Westen-Lagers verneinen bewusst die komplette chinesische Kultur und können deshalb die Probleme des Wertesystems nicht mehr in Betracht nehmen. Auf der anderen Seite betonen die Radikalen des konservativen Lagers die Überlegenheit der chinesischen Kultur im Vergleich zu jener des Westens und erlauben keinen Raum für friedliche Debatten, um die Verschiedenheiten oder Gemeinsamkeiten beider Kulturen herauszufinden. Noch schwieriger lässt es sich vermeiden, dass die beiden Lager beim Attackieren oder Verteidigen der chinesischen Kultur das Wertesystem mit manchen speziellen Systemen und Gewohnheiten in der Antike Chinas verwechseln. Zwar sind die Debatten über die chinesische und westliche Kultur in der modernen Zeit auf kleine intellektuelle Kreise begrenzt, nehmen aber auch Einfluss auf die allgemeine Bevölkerung nach direkter und indirekter Verbreitung außerhalb des intellektuellen Kreises. Während dies zu einem Zustand des Unbewussten Alltagsgebrauchs führt, entstehen gleichzeitig Missverständnisse und Missinterpretationen des chinesischen Wertesystems. Aus dieser Perspektive betrachtet, lässt sich leicht verstehen, wie gravierend dieses Problem geworden ist. Es gab ein bekanntes Sprichwort von J.M. Keynes zum Thema der ökonomischen Probleme: „Die Menschen, die sich mit den praktischen Arbeiten beschäftigen, denken oft so, dass sie sich überhaupt nicht durch die akademische Gedankenwelt beeinflussen lassen. Aber sie sind eigentlich die Sklaven eines verstorbenen Ökonomen.“ Dieser Satz bringt ebenfalls das Problem in der Kultur auf den Punkt. Sollten sich die Probleme der Kultur über einen langen Zeitraum nicht klarstellen lassen, könnte dies für die chinesische Kultur verheerende Folgen haben, bevor man überhaupt mit der leeren Rhetorik der Modernisierung begonnen hat.

In diesem Buch habe ich die Unterscheidung zwischen dem Wertesystem der chinesischen Kultur und den Systemen, Sitten und Gebräuchen wie auch der materiellen Basis in der Antike klargestellt. Das bedeutet aber nicht, dass ich an einer Unveränderbarkeit der kulturellen Werte glaube. Noch weniger würde ich die kulturellen Werte als die eine zeitlich und räumlich transzendierte und metaphysische Entität ansehen. In der Tat, während ich über die jeweilige Darstellung des chinesischen Wertesystems diskutiere, habe ich gleichzeitig darauf hingewiesen, wo das System vor dem modernen Wandel Justierungen oder Anpassungen vornehmen müsste. Sogar halte ich mich nicht zurück zu behaupten, dass sich China in manchen Hinsichten nach dem „westlichen Vorbild“ verändern soll. Im Gesamtbild kann das chinesische Wertesystem die Herausforderungen der Modernisierung sogar der „Post-Modernisierung“ aushalten und wird dabei seine existenzielle Grundlage nicht verlieren. Das gilt nicht nur für die chinesische Kultur. Die westliche Kultur, die jüdische, islamische, japanische und indische Kultur von heute haben einen unterschiedlichen modernen Wandel durchlebt und ihr Kernsystem der kulturellen Werte beibehalten (hierfür gilt ein Beispiel von extremem und inspirierendem Niveau: die indische Weltanschauung „der Entsagung“ (Renunciation) und des strengen Kastensystems. Beide haben gegenüber den Herausforderungen der Modernisierung eine innovative Rolle gespielt. Als Vergleich dient der Klassiker » Homo HierarchicusThe Caste System and Its Implications « vom französischen Soziologen, Louis Dumont). Das Wertesystem solcher alten Völker formiert sich im Laufe der historischen Phasen während ihrer kulturellen Entstehung. Von da an deckt das jeweilige Wertesystem im Wesentlichen die Gedanken und Verhaltensweisen der Menschen ab. ANWhitehead hat einmal gesagt: „Die beiden Werke der westlichen Geschichte der Philosophie sind lediglich eine Fußnote für Platon.“ Diese Aussage gilt für den Bereich der Philosophie. Sie lässt sich aber in allen anderen Bereichen der Wertesysteme großer Kulturen verwenden. Obwohl alle großen Kulturen bereits viele Wandel durchlebt haben bleibt der Kern jener Wertesysteme weiterhin dynamisch. Diese lebendige Realität verschwindet nicht automatisch, weil ein kleiner Teil der Menschen wohlwollend darüber hinwegsieht. (Ursprünglich meinte Whitehead, was die westlichen späteren Philosophen diskutiert haben, gehören letztlich zu den grundlegenden Rahmen und Problemstellungen von Platon. Das bedeutet nicht, dass ein Werk der westlichen Philosophie lediglich die Erweiterung der philosophischen Ansichten Platons sei. Auch Kritik und andere Meinungen sind eine Art der Fußnote. Ich hoffe hier eine missverständliche Lesart vorzubeugen.) 

Nie kamen zuvor so viele Völker der Welt so häufig mit anderen Kulturen in Kontakt. Angesichts der Vielzahl an globalen Krisen, kann es sein, dass die Menschheit eines Tages ein gemeinsames Wertesystem erfindet, das alle Kulturen einschließt und integriert. Chinas Traum "Welt als Einheit" käme vielleicht irgendwann in Erfüllung. Aber bevor dieser Tag kommt, müssen die Chinesen ihre eigenen bestehenden Geistesressourcen weiter entdecken und das vorhandene Wertesystem erneuern. Nur so können die Chinesen darauf hoffen, einen eigenen außergewöhnlichen Beitrag im Prozess der Erfindung der künftigen Weltkultur zu leisten!



四、對生死的看法  最後我想用幾句話交代一下中國人關於生死的見解,因為這也是每一個文化所必須面對的問題。關於這一問題,一般民間的信仰與知識分子的理解當然有較大的距離,但其間也仍有相通之處。

大體說來,中國人的生死觀仍是「人與天地萬物為一體」的觀念的延伸。以民間信仰而言,在佛教人中國以前,中國人並沒有靈魂不朽的說法。中國古代有「魂」與「魄」的觀念,分別代表天地之「氣」。「魂」來自天,屬陽;「魄」來自地,屬陰。前者主管人的精神知覺,後者主管人的形骸血肉。魂與魄合則生,魂與魄散則死。這是一種二元的靈魂觀,在世界各文化中頗具特色。更值得注意的是魂魄分散之後,一上天,一入地。最近長沙馬王堆漢墓所發現的帛畫和木牘很清楚地表現出這種分別(詳見我的「中國古代死後世界觀的演變」)。但是魂、魄最後復歸於天地之氣,不是永遠存在的個體。周代以來的祭祀制度有天子七廟、諸侯五廟、士庶人祭不過其租之類的規定,其背後的假定便是祖先的靈魂日久即化為「氣」,不再能享受子孫的祭祀了。關於這一點,子產論魂、魄時已明白指出。所以中國古代雖也有關於「天堂」與「地獄」的想像,然而並不十分發達。最重要的還是人世,天堂與地獄也是人世的延長。簡言之,生前世界和死後世界的關係也表現出一種不即不離的特色。佛教東來之後,天堂、地獄的想像當然變得更豐富,也更分明了。但輪迴的觀念仍使人能在死後不斷地重返人世,中國民間之所以易於接受佛教的死後信仰,這也是關鍵之一。在現代化的衝擊之下,中國民間關於生死的信仰雖沒有完全消失,卻毫無疑問地是日趨式微了。所以我們不必過分注意這一方面的現代演變。但是中國知識階層關於生死的看法則大值得我們重視。

    孔子「未知生,焉知死,未能事人,焉能事鬼」的話是大家都知道的。這種說法曾被一些西方學者(如Jacques Choron)。誤會為「逃避問題」的態度。其實孔子並不是逃避,而正是誠實地面對死亡的問題。死後是什麼情況,本是不可知的,這種情形一直到今天仍然毫無改變。但有生必有死,死是生的完成,孔子是要人掌握「生」的意義,以減除對於「死」的恐怖。這種態度反而與海德格非常接近。不但孔子如此,主張「一生死,齊萬物」的莊子也說:「故善吾生者,乃所以善吾死也。」莊子又用「氣」的聚、散說生死。這不但和魂、魄的離合說相應,而且更可見其背後仍有一牢不可破的「人與天地萬物一體」的觀念。在經過佛教的挑戰之後,宋代的儒家關於生死的見解仍回到中國思想的主流。張載強調「生」是「氣之聚」,「死」是「氣之散」,便吸收了莊子的說法。以小我而言,既然是「聚亦吾體,散亦吾體」,自然不必為死亡而惶恐不安。以大我而言,宇宙和人類都是一生生不已的過程,更無所謂死亡。朱熹認為佛家是以生死來怖動人,所以才能在中國長期流行。但是只要我們能超出「私」之一念,不把小我的軀體看得太重(即所謂「在軀殼上起念」),我們便可以當下擺脫「死」的怖慄。

中國思想家從來不看重靈魂不滅的觀念,桓譚論「形神」、王充的「無鬼論」、范縝的「神滅論」都是最著名的例子。但是中國思想的最可貴之處則是能夠不依賴靈魂不朽而積極地肯定人生。立功、立德、立言是中國自古相傳的三不朽信仰,也是中國人的「永生」保證。這一信仰一直到今天還活在許多中國人的心中。我們可以毫不遲疑地說,這是一種最合於現代生活的「宗教信仰」。提倡科學最力的胡適曾寫過一篇題為「不朽──我的宗教」的文章,事實上便是中國傳統不朽論的現代翻版。根據中國人的生死觀,每一個人都可以勇敢地面對小我的死亡而仍然積極地做人,勤奮地做事。人活一日便盡一日的本分,一旦死去,則此氣散歸天地,並無遺憾。這便是所謂「善吾生所以善吾死」。張載的「西銘」說得最好:「存,吾順事;沒,吾寧也。」

以上我試圖從價值系統的核心出發疏解中國文化在現代的轉化。我希望這種多方面的疏解可以說明本文開端時所標舉的主旨,即中國文化與現代生活不是兩個互相排斥的實體。在現實中並不存在抽象的現代生活,只有各民族的具體的現代生活,中國人的現代生活即是中國文化在現階段的具體表現。中國文化在現代發生了前所未有的劇烈變動,而西方現代文化的衝擊則是這一變動根本原因。這都是大家有目共睹的歷史事實。但是這種激烈的變動是不是已經徹底地摧毀了中國文化的基本價值系統呢?這個問題可以從兩方面來答覆。以個人而言,一部分知識分子,特別是少數西化派,的確在自覺的思想層面上排斥了中國價值系統中的主要成分。即使是這些少數人,只要我們細心觀察便會發現,他們在不自覺的行為層面上仍然無法完全擺脫傳統價值的幽靈。以整個中國民族而言,我深覺中國文化的基本價值並沒有完全離我們而去,不過是存在於一種模糊籠統的狀態之中。中國人一般對人、對事、處世、接物的方式,暗中依然有中國價值系統在操縱主持。這是一個經驗性的問題,必須留待經驗研究來回答,我在這裡不過姑且提出一種直覺的觀察而已。非常粗疏的說,文化變遷可以分成很多層:首先是物質層次,其次是制度層次,再其次是風俗習慣層次,最後是思想與價值層次。大體而言,物質的、有形的變遷較易,無形的、精神的變遷則甚難。現代世界各文化的變遷幾乎都說明這一現象,不僅中國為然。中國現代的表面變動很大,從科技、制度,以至一部分風俗習慣都與百年前截然異趣。但在精神價值方面則並無根本的突破。而且事實上也無法盡棄故我。由於近百年來知識界在思想上的紛歧和混亂,中國文化的基本價值一直沒有機會獲得有系統、有意識的現代清理。情緒糾結掩蓋了理性思考:不是主張用「西方文化」來打倒「中國傳統」,便是主張用「中國傳統」來抗拒「西方文化」。中國學術思想界當然並不是沒有理性清澈而胸襟開闊之土。只是他們的聲音本已十分微弱,在上述兩種吼聲激盪之下更是完全聽不見了。所以中國的基本價值雖然存在,卻始終處於「日用而不知」的情況之中。價值系統不經過自覺的反省與檢討便不可能與時俱新,獲得現代意義並發揮創造的力量。西方自宗教革命與科學革命以來,「上帝」和「理性」這兩個最高的價值觀念都通過新的理解而發展出新的方向,開闢了新的天地。把人世的勤奮創業理解為上帝的「召喚」,曾有助於資本主義精神的興起;把學術工作理解為基督教的天職(Scholarship as a Christian calling)也促進了西方近代人文教育與人文學術的發展。「上帝」創造的宇宙是有法則、有秩序的,而人的職責則是運用「理性」去發現宇宙的秩序與法則。這是近代許多大科學家所接受的一條基本信念,從牛頓到愛因斯坦都是如此。愛因斯坦把「上帝」理解為「理性在自然界的體現」。因此他終生拒絕接受量子力學中的「不確定原則」。在政治、社會領域內,自由、人權、容忍、公平等價值也不能脫離「上帝」與「理性」的觀念而具有真實的意義。西方外在超越的價值系統不僅沒有因為「現代化」而崩潰,而且正是「現代化」的一個極重要的精神泉源。誠然,如上文所指出的,西方的價值系統在現代化的後期的今天已面臨了嚴重的危機,但西方人同時也已開始從多方面去發掘這一危機的性質及其挽救之道。他們怎樣脫出危機,現在尚不可知;可以確知的是新的反省與檢討將為西方文化下一階段的發展提供一個新的始點。

    中國現代化的困難之一即源於價值觀念的混亂;而把傳統文化和現代生活籠統地看作兩個不相容的對立體,尤其是亂源之所在。以「現代化」等同於「西化」無論在保守派或激進派中都是一個相當普遍的現象。這是對於文化問題缺乏基本認識的具體表現。激進的西化論者在自覺的層面完全否定了中國文化,自然不可能再去認真地考慮它的價值系統的問題。另一方面,極端的保守論者則強調中國文化全面地高於西方,因此對雙方價值系統也不肯平心靜氣地辨別其異同。至於這兩派人在攻擊或維護中國文化時,將價值系統與古代某些特殊的制度與習慣牽混不分,那更是一個不易避免的通病了。近代中西方文化的辯論雖僅局限在某些知識分子的小圈子之內,但經輾轉傳播之後也往往會影響到知識界以外的一般人士,以致他們在「日用而不知」之際,逐漸對中國的價值觀念發生誤解或曲解。從這一角度看,我們便不難了解問題的嚴重性了。凱因斯(JMKeynes)論及經濟問題時曾有一句名言:「從事實際工作的人,總以為他們完全不受學術思想界的影響,但事實上他們往往是某一已故經濟學家的(學說的)奴隸。」文化問題也正是如此。價值系統問題如果長久地不獲澄清,會給中國文化招致毀滅性的後果,更不必說什麼現代轉化的空話了。

我在本文中將中國文化的價值系統與古代的制度、風俗以及物質基礎等加以分別,但是這絕不表示我相信文化價值是亙古不變的,更不是說我把文化價值當作一種超絕時空的形而上實體來看待。事實上,我在分別討論中國價值系統各個主要面相時已隨處指出這個系統面臨著現代變遷必須有所調整與適應。我並且毫不諱言在某些方面中國必須「西化」。但是整體地看,中國的價值系統是禁得起現代化以至「現代以後」(Post-modern)的挑戰而不致失去它的存在根據的。這不僅中國文化為然,今天的西方文化、希伯來文化、伊斯蘭文化、日本文化、印度文化等都經歷了程度不同的現代變遷而依然保持著它們文化價值的中心系統(此中最極端也最富啟發性的例子是印度的「捨離此世」(Renunciation)的價值觀念和森嚴的等級制度Caste system如何在現代化挑戰下發揮了創造性的作用。可看法國社會學家 Louis Dumont的經典著作Homo HierarchicusThe Caste System and Its Implications。這些古老民族的價值系統都是在文化定型的歷史階段形成的,從此便基本上範圍著他們的思想與行為。懷特海(ANWhitehead)曾說:「二部西方哲學史不過是對柏拉圖的註腳。」這只是指哲學而言。其實這個說法正可以推而廣之,應用於各大文化的價值系統方面。各大文化當然都經過了多次變遷,但其價值系統的中心部分至今仍充滿著活力。這一活生生的現實是決不會因為少數人閉目不視而立刻自動消失的。(按:懷德海的原意是說西方後世哲學家所討論的都離不開柏拉圖所提出的基本範疇和問題,並不是說,一部西方哲學史都在發揮柏拉圖的哲學觀念。批判和立異也是「註腳」的一種方式。讀者幸勿誤解此語。)

今天世界各民族、各文化接觸與溝通之頻繁與密切已達到空前的程度。面對著種種共同的危機,也許全人類將來真會創造出一種融合各文化而成的共同價值系統。中國的「大同」夢想未必永遠沒有實現的一天。但是在這一天到來之前,中國人還必須繼續發掘自己已有的精神資源、更新自己既成的價值系統。只有這樣,中國人才能期望在未來世界文化的創造過程中提出自己獨特的貢獻!

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